Aphrodite oder die Kunst der Schaumgeburt. Seifenschaum als genderkritisches Material / The Art of Aphrogenesis. Fluid Foam as Gender-Critical Material

Autor/innen

  • Marcel Finke

DOI:

https://doi.org/10.57871/fkw5720141305

Abstract

Flüssige Schäume und insbesondere der Seifenschaum sind gewöhnliche Materialien unseres Alltags. Es scheint nichts Besonderes an diesen zarten und luftigen Substanzen zu sein. Und doch haben seit den 1960er Jahren zahlreiche Künstler/innen Gebrauch von den fluiden Schaum-Stoffen gemacht. In vorliegendem Aufsatz diskutiere ich, weshalb und inwiefern Seifenschaum ein produktives künstlerisches Material ist. Meine These lautet, dass Schäume aufgrund ihrer prozesshaften Natur, ihrer spezifischen Eigenschaften und Verhaltensweisen, traditionellen Ideen der Form und der künstlerischen Produktion widersprechen. Darüber hinaus ermöglichen ihre fließende und ephemere Stofflichkeit sowie ihr performatives Agieren einen kritischen Blick auf Gendernormen und -werte, die in Konzepte von Form und Materie eingeschrieben sind. Seifenschaum ist ein ambivalentes Material, das dabei behilflich sein kann, feststehende Differenzen aufzuweichen und zu verflüssigen. In der Analyse von zwei Arbeiten der deutschen Künstlerin Christine Biehler soll diesem kritischen Potenzial nachgegangen werden.

 

Liquid foams, and more particularly, soap froth are common in our daily and domestic life. There appears to be nothing special about this soft and fluffy commodity. However, since the 1960s, an increasing number of artists have made use of this interesting fluid stuff. In the present paper, I discuss why and in what way soap foam is a fertile and productive artistic material. I shall argue that due to their peculiar properties and processual behaviour, suds contradict traditional ideas of form and artistic production. Moreover, the fluent and ephemeral materiality and the performative agency of liquid foams enable a critical look at the gender norms and values inscribed into concepts of form and matter. With the aid of two works by the German artist Christine Biehler, I shall try and explain why soap froth is an ambivalent material that might help to soften and dissolve established static differences.

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