counter_measures on the ground. Vom Traum das re.act.feminism Archiv zu bewohnen

Autor/innen

  • Bettina Knaup

DOI:

https://doi.org/10.57871/fkw6720201488

Abstract

re.act.feminism war ein mehrjähriges Projekt, das sich mit der internationalen feministischen und queeren Performancekunst der 1960er bis 1980er Jahre und der 'Wiederkehr’ dieser Kunstpraxis in Form von Reenactments, Neuformulierungen und archivarischen Projekten befasste (kuratiert von B. Knaup und B.E. Stammer). Teil des Projektes war ein lebendiges Performance-Archiv, das zwischen 2011 und 2013 durch sechs Länder Europas tourte. Das Archiv hat sich genealogischen Erzählungen verweigert und statt dessen auf eine radikal horizontale Perspektive gesetzt. Um den Zugriff zu ermöglichen wurde mit Methoden der Rekombination, der Ansteckung, der Überlagerung, aber auch des Abschauens, Belauschens und Weitererzählens, sowie mit verkörperten Perspektiv- und Haltungswechseln gearbeitet. Der Beitrag nimmt den methodischen kuratorischen Ansatz von re.act.feminism zum Ausgangspunkt und übersetzt ihn spielerisch in die Form eines (Bild-)Essays.

Welche Geschichten entstehen, wenn meine Imagination und Blicke Orlan folgen, wie sie liegend und auf allen Vieren eine öffentliche Baustelle in Liège vermisst, beobachtet von Polizisten und Bauarbeitern (MesuRage de la Place Saint-Saint Lambert, 1980), während ich im Augenwinkel Mona Hatoum's langsamen barfüßigen Spaziergang durch Brixton beobachte, bei dem sie die an ihre Fesseln gebundenen Stiefel hinter sich herzieht (Roadworks, 1985) und Leticía Parente, wie sie „Made in Brasil“ in ihre Fußsohlen stickt (Marca Registrada, 1975). Milica Tomić läuft mit schnellen aber doch ziellosen Schritten mit Einkaufstüte und Maschinengewehr durch Belgrad (One day instead of one night a burst of machine-gun fire will flash if light cannot come otherwise, 2009), unterbrochen von der aufrecht stehenden, schreienden Ingrid Mwangi auf einer überfluteten Kreuzung inmitten von Nairobi (MwangiHutter, Eastleigh Crossing 2009). Welche Resonanzen zwischen vergangenen und gegenwärtigen Formen der Aneignung, Einschreibung und Subversion des öffentlichen Raums, welche Möglichkeiten zukünftiger Kämpfe scheinen hier auf?

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Veröffentlicht

2020-05-01